Kreishandwerkerschaft Mainz-Bingen
Landrätin im Dialog mit Kreishandwerkerschaft
Nachstehend die Pressemitteilung der Kreisverwaltung Mainz-Bingen zum Jahresgespräch vom 06.03.2023
Fachkräftemangel im Auszubildendenbereich – demgegenüber steht ein steigendes öffentliches Interesse am Handwerk. Darüber herrschte Konsens beim Dialog zwischen Landrätin Dorothea Schäfer und der Kreishandwerkerschaft. Mit dabei war neben den Obermeistern der verschiedenen Innungen auch Angela Schneider-Braun und Oliver Dyllick von der Wirtschaftsförderung des Landkreises.
Der Erfahrungsaustausch findet einmal jährlich unter reger Beteiligung statt mit dem Ziel, aktuelle Themen und Verbesserungsmöglichkeiten zu besprechen. Themen waren unter anderem die derzeitige Fachkräfte- und Ausbildungssituation im Landkreis, die Werbung und Motivation junger Menschen für das Handwerk und die aktuelle Auftragslage.
Zur derzeitigen Auftragslage lässt sich Positives festhalten – diese sieht insgesamt gut aus. Alleine die Kreisverwaltung unterhält etwa mit dem neuen Dienstgebäude und der Berufsbildenden Schule Ingelheim zwei große Projekte. Aber auch in privaten Haushalten ist die hohe Nachfrage präsent. Die Leistungen des Handwerks werden täglich von den Bürgerinnen und Bürgern in Anspruch genommen – auch als eine Folge der Energiekrise. „Viele Menschen setzen sich gerade zum Beispiel mit dem Thema Wärmepumpe auseinander. Und hier ist ganz klar: Wir brauchen das Handwerk – das Handwerk setzt um“, so Dominik Ostendorf, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Rheinhessen.
Mit Blick auf die Ausbildungssituation zeigt sich: Die Gesamtanzahl der Auszubildenden ist insgesamt gesunken, wie Jörg-Friese, Präsident der HWK berichtet. „Das Handwerk muss in der öffentlichen Wahrnehmung attraktiver werden“, betont in diesem Zusammenhang der Vorsitzende der Kreishandwerksmeister Stefan Korus. Dennoch eine positive Entwicklung: Das Interesse am Berufsfeld ist gerade bei Abiturienten grundsätzlich gestiegen. Das sieht man an den Neuverträgen, die die HWK aktuell verzeichnet – 17 Prozent der Verträge wurden mit Abiturienten geschlossen. Im Vergleich zu den Vorjahren lässt sich hier eine positive Tendenz erkennen. „Es beginnt allmählich ein Umdenken. Das hängt auch mit dem Thema Klimawandel und Energieversorgung zusammen, denn es fehlt überall an Handwerkern“, so Dominik Ostendorf. Auch Bernd Süssenberger, Obermeister der Zimmer-Innung Mainz-Bingen, teilt diese Meinung: „Das öffentliche Interesse ist größer geworden“.
Aber es gibt noch Luft nach oben. Ein Ansatzpunkt, um weiter junge Menschen für das Handwerk zu begeistern, ist zum Beispiel der Social-Media-Kanal #machdeinhandwerk der HWK. Hier werden verschiedene Berufe vorgestellt. „Wir müssen nah an den jungen Menschen sein“, so Ostendorf. In diesem Zuge stellte Kammerpräsident Hans-Jörg Friese den „Makerspace“ in Alzey vor: Dabei handelt es sich um eine Plattform zur praktischen Berufsorientierung – Interessierte können sich rund um das Arbeitsfeld informieren, aber vor allem an verschiedenen Stationen praktisch ihre handwerklichen Fähigkeiten testen. Vom Gestalten eines Herzes aus Kupferrohr über ein Mosaik bis hin zu Schmuck erlangen Jugendliche unterschiedliche Fertigkeiten. Der Makerspace ist sogar als Best-Practice-Beispiel im Bereich „Innenstädte der Zukunft“ ausgezeichnet worden. „Das ist eine gute Möglichkeit, mit dem Handwerk in Kontakt zu kommen“, sagt Dirk Egner, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Mainz-Bingen und Alzey-Worms. Ein Projekt, das gegebenenfalls auch für den Landkreis Mainz-Bingen interessant sein könnte.
Zudem wurde der Bereich Berufsorientierung und Praktikum diskutiert. „Es ist wichtig, dass in den Schulen für ein Praktikum das breite Portfolio aufgezeigt wird. Dazu gehören die vielfältigen Tätigkeiten im Handwerk“, so die Landrätin. Bei der Diskussion kam ebenso der Wunsch auf, dass wieder der „Werkunterricht“ in die Lehrpläne der Schulen aufgenommen wird, „damit die Freunde an der Tätigkeit überhaupt erst wachsen kann“, so Vorstandsmitglied der Kreishandwerkerschaft Markus Allendorf. Ebenso sei wichtig, dass die Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen die Handwerksbranche attraktiv vermitteln, wie Stephan Möllers, Obermeister der Raumausstatter- und Sattler-Innung Rheinhessen, ausführte. Dieses Anliegen soll weiter beim Land Rheinland-Pfalz als zuständige Behörde für die Lehrpläne, aber auch in der nächsten Schulleiterdienstbesprechung des Kreises platziert werden. Damit auf der anderen Seite ebenso das Engagement der vielen Betriebe im Landkreis, die junge Menschen ausbilden, gewürdigt wird, wurde über eventuelle Auszeichnungen gesprochen. „Das wäre ein weiterer Ansporn und eine schöne Anerkennung für die Betriebe“, so die Landrätin.
Beate Schmidt, 14. März 2023